„Meine Arbeit macht mir nach wie vor viel Spaß.“
Hans-Joachim Holzhauer
Holzhauer-Pumpen
Hans-Joachim Holzhauer hat ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut. Die Firma ist sein Lebenswerk, bei dem der schwierigste Schritt noch aussteht: sich davon zu verabschieden.
Hans-Joachim Holzhauer ist ein Mann von resolutem Charakter. Dieser zeigt sich vor allem in der fast trotzigen Durchsetzungskraft, mit der er in mehr als vier Jahrzehnten ein Unternehmen aufbaute, das in der Branche ein hohes Ansehen genießt und in einigen Geschäftsbereichen Marktführer wurde.
Ende der 1960er-Jahre bastelt der junge Hans-Joachim Holzhauer mit seinem Bruder die ersten Pumpenaggregate in der Waschküche seiner Eltern zusammen, zunächst für Anwendungen in der Sanitär- und Heizungstechnik. Verpackt sie in Kartons, schafft sie zur Bahn und versendet sie bald deutschlandweit. Er verdient damit einige Tausend Mark. Klein-Karben ist zu dieser Zeit noch ein verschlafenes Örtchen in der Wetterau, gerahmt von Wiesen und Feldern. Heute sind darauf Gewerbegebiete gewachsen. In einem davon produziert Holzhauer mit mehr als 50 Mitarbeitern für Kunden in aller Welt.
Etwas Eigenes zu machen – diesen Plan hegt Holzhauer schon während seiner Ausbildung zum Groß- und Einzelhandelskaufmann. Seine erste Anstellung findet er im Sanitär- und Heizungsgroßhandel. Pumpen und Pumpentechnik wecken schnell sein Interesse. Er erkennt, dass in Deutschland keine spezialisierten Händler dafür existieren. Diese Nische wird seine. Das Startkapital sind 3.000 Deutsche Mark.
Pumpaggregate und -stationen der Marke Holzhauer sind heute ein Premiumprodukt und Qualitätsversprechen, der Stückpreis kann mehr als eine Million Euro betragen. Die fertigen Pumpstationen werden über die Ozeane verschifft und weltweit installiert, zum Beispiel in Fabrikanlagen von multinationalen Konzernen. Dort stellen sie im Brandfall die Versorgung mit Löschwasser sicher, auch bei extremsten Bedingungen. Die Anlagen funktionieren bei außergewöhnlicher Hitze oder Kälte, können Erdbeben und Explosionen widerstehen, mitunter werden sie sogar wie Tresorräume gesichert. Solche Aufträge machen richtig Spaß.
Holzhauer sagt: „Ich könnte noch hundert Jahre weiterarbeiten.“ Er weiß aber auch, dass das nicht geht. Wie aber regelt jemand die Nachfolge in einem Unternehmen, das er als Person wie kein Zweiter repräsentiert? Holzhauer ohne Hans-Joachim und Hans-Joachim ohne Holzhauer – geht das?
Hans-Joachim Holzhauer ist praktisch genug veranlagt, um seinen Abschied vom Unternehmen vorzubereiten. „Mit 80 laufe ich hier nicht mehr rum“, sagt er. Er ist jetzt 68. Er wird zur Ruhe kommen müssen. Für das Unternehmen aber wird es Ruhe nie geben.
„Unsere Marktführerschaft erkämpfen wir uns jeden Tag neu“, sagt Holzhauer. Der Firmengründer sitzt in seinem Büro im rundum verglasten Verwaltungsgebäude. Wiederholt unterbricht das Telefon das Gespräch, Holzhauer nimmt immer ab, klärt einige technische Fragen, braucht sonst wenig Worte. Er wirkt geerdet, er spricht direkt, weicht nie aus, nennt sich selbst „etwas hemdsärmelig“. Mit diesen Eigenschaften hatte er bis heute viel Erfolg. In Zukunft wird jemand anderes die Firma mit anderen Qualitäten weiterführen.
Ein Lebenswerk, das sagt sich so leicht. Für Holzhauer bedeutet das, seit nunmehr 46 Jahren „jeden Tag mit diesem Unternehmen beschäftigt zu sein“. Er erlebt Momente, in denen die Existenz des Betriebes auf der Kippe steht, etwa weil ein Großkunde plötzlich insolvent ist. Er sammelt Erfahrungen und „Unmengen von Kontakten“, baut eine persönliche Nähe zu vielen Kunden auf. Jede Maschine, jedes Auto, jedes Gerät in seinem Unternehmen ist von ihm ausgesucht, er hat verhandelt, entschieden und natürlich auch bezahlt. Holzhauer steht mit seinem Namen für alles, was dieses Unternehmen ausmacht: den Qualitätsanspruch, die Ambitionen, den Charakter, die Verantwortung für die Mitarbeiter.
„Mit 80 laufe ich hier nicht mehr rum.“
Die Blicke in Richtung Vergangenheit zaubern Holzhauer immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Die Zukunft hingegen ist ein ernstes Thema. „Ich habe nie darüber nachgedacht, das Unternehmen einmal zu verkaufen. Aber dann kommt irgendwann der Tag, an dem man realisiert, dass man eine Entscheidung treffen muss.“ Das Schild „Geschlossen“ an die Tür zu hängen, käme für ihn nie infrage: „Mein Wunsch ist es, dass das Unternehmen weitergeführt wird.“ Einige seiner Mitarbeiter sind seit mehr als 40 Jahren in der Firma, seine Verantwortung ihnen gegenüber will er mit der Pensionierung nicht einfach abgeben.
Den Moment des Rückzugs aus dem Unternehmen vor Augen, hat Holzhauer damit begonnen, eine neue Führungsebene aufzubauen. Seit fünf Jahren bereitet er mit gutem Erfolg Mitarbeiter auf die Aufgabe vor, im kaufmännischen und technischen Bereich Verantwortung zu übernehmen. „Bisher bilde ich das zum großen Teil in einer Person ab, das ist aber kein Zukunftsmodell.“
Viel wichtiger noch als die personellen Weichenstellungen ist für Holzhauer die Regelung der Eigentumsverhältnisse. Neue Geschäftsführer zu benennen ist das eine, in welche Hände aber übergibt man das Eigentum, die Werte – und wer verfügt über das dafür nötige Kapital?
Interessenten gibt es reichlich, als bekannt wird, das Unternehmen Holzhauer stünde möglicherweise zum Verkauf. Große Pumpenhersteller, Wettbewerber, Investoren – alle sitzen bei Hans-Joachim Holzhauer am Tisch, bieten mehr oder weniger hohe Summen. „Aber das Geld spielte für mich nicht die entscheidende Rolle“, behauptet Holzhauer. Ihm geht es vor allem um den Fortbestand seines Lebenswerks. Angesichts dieser Prämisse lichtet sich das Feld der potenziellen Käufer schnell. Auch an einen börsennotierten Großkonzern möchte Holzhauer nicht verkaufen: „Bei einem solchen Modell geht die notwendige hohe Flexibilität in vielen Bereichen verloren, die eine wesentliche Grundlage unseres Geschäfts darstellt.“ Das Verkaufsvorhaben stockt bald aus Mangel an geeigneten Käufern.
Der Kontakt zu Obermark bringt wieder Bewegung in den Prozess. Holzhauers Wunsch nach dem Fortbestand seiner Firma deckt sich mit Obermarks Strategie einer dauerhaften Weiterführung der Portfoliounternehmen. Außerdem bietet Obermark verschiedene Optionen an, die ihm die Fortsetzung seiner geschäftsführenden Tätigkeit trotz Verkauf seiner Anteile erlauben.
„Mein Wunsch ist es, dass das Unternehmen weitergeführt wird.“
Arbeiten will Hans-Joachim Holzhauer nämlich schon noch für ein paar Jahre – weiterhin Eigentümer seines Unternehmens sein muss er aber nicht mehr unbedingt. Im Jahr 2012 verkauft Hans-Joachim Holzhauer nach mehrmonatigen Verhandlungen seine Firma an die Obermark. Seine Arbeit sei seither nicht anders als früher. „Ich komme weiterhin jeden Tag in mein Büro und mache meinen Job, ohne Einschränkungen und mit unveränderter Begeisterung.“ Seine Anteile hat er zu 100 Prozent verkauft, Geschäftsführer ist er mit 100 Prozent Einsatz geblieben.
Den Zeitpunkt für seinen endgültigen Rückzug mag Hans-Joachim Holzhauer noch nicht nennen. Wohl auch, weil er ihn selbst noch nicht genau kennt. Die 70 aber ist so eine Zahl, „da wird es Zeit aufzuhören“. Draußen auf dem Werksgelände steht ein ziemlich großes Wohnmobil. Holzhauer wüsste schon ein paar Gegenden, in die er gern mal reisen würde.
Juli 2015